Sperre für Telegram in Russland

Ein Gericht in Moskau hat bereits seit längerem damit gedroht, den beliebten Messenger Telegram zu blockieren. Nach längerer Zeit wurde aus dieser Drohung nun Ernst. Das Gericht setzt eine Blockade der Applikation um und verhindert damit den Einsatz mit russischen IP-Adressen. Da manche Agenturen für die Kommunikation mit Kunden auf Telegram setzen, kann es nun sein, dass man eine Alternative suchen muss.

Sperre wegen Geheimhaltung

Das Nachrichtenportal Bloomberg berichtete, dass die Sperre der für Android und iOS erhältlichen App Telegram durchgesetzt wird. Als Grund dafür nennt das zuständige Moskauer Gericht die Verweigerung des Zugriffs auf den geheimen Schlüssel für die russische Regierung. Mit diesem Geheimschlüssel wäre Russland in der Lage, Telegram-Konversationen ohne Probleme mitzuverfolgen. Als offizielle Begründung für die Notwendigkeit davon wird mit dem Aufspüren potentieller Straftäter argumentiert. Die Verweigerung der Preisgabe des benötigten Schlüssels kommt von Pavel Durov, dem Betreiber von Telegram, persönlich.

Diesen Bildschirm werden Benutzer in Russland künftig nicht mehr zu Gesicht bekommen

Diesen Bildschirm werden Benutzer in Russland künftig nicht mehr zu Gesicht bekommen

Telegram galt seit jeher als vertrauenswürdige App und wurde vor allem vor der Zeit, in der WhatsApp Ende-zu-Ende verschlüsselt war als eine der sichersten Alternativen gehandhabt. Diesen Ruf möchte Pvael Durov offenbar beibehalten. Aus diesem Grund hatte Telegram bereits im Vorfeld Beschwerde beim russischen Verfassungsgericht eingereicht. Dieser Einwand wurde jedoch abgeschmettert. Weitere Einspruchmöglichkeiten bestehen für 30 Tage. Es ist anzunehmen, dass Telegram hiervon Gebrauch machen wird. Sollte Telegram das nicht tun oder mit einem Einwand scheitern, kann das für viele Personen sowohl privat, als auch im Berufsleben bedeuten, dass eine neue Kommunikationsmethode gefunden werden muss. Da uns mehrere eCommerce-Agenturen bekannt sind, die für die interne Kommunikation auf Telegram setzen, sind vermutlich auch Unternehmen in Russland davon betroffen. Telegram bietet sich aufgrund seiner benutzerfreundlichen Umsetzung und einer mächtigen Desktop-Applikation für viele Kommunikationsszenarien an. Alternativen dazu sind Signal, Wire oder natürlich WhatsApp.

Sowohl Telegram, als auch Russland in der Kritik

Obwohl die App Telegram jahrelang als besonders sicher galt, wurde die Kritik am selbstentwickelten Sicherheitsprotokoll immer lauter. Das Verschlüsselungsverfahren trägt den Namen MTProto Mobile Protocol und soll laut Sicherheitsexperten einige Schwachstellen aufweisen. Im Allgemeinen raten Security-Engineers meist dazu, keine eigenen Sicherheitsprotokolle zu entwickeln. Es seien genügend sichere Systeme vorhanden, auf denen man lizenzfrei aufbauen kann. Aus Angst vor möglichen Backdoors, die bisher unerkannt blieben, entscheiden sich aber dennoch manche Sicherheitsexperten für die Einführung eines eigenen Standards.

Deutlich mehr Kritik muss an dieser Stelle die Nation Russland sowie das zuständige Gericht ertragen. Datenschützer und Aktivisten für Meinungsfreiheit kritisieren die Sperre von Telegram aufs Schärfste. Russland soll damit lediglich versuchen, freie Meinungsäußerung einzudämmen. Dieser Schritt würde sogar Aktivisten und Journalisten gefährden, die für freie Meinungsäußerung eintreten, hatte die Organisation Human Rights Watch öffentlich verkündet.

2 Kommentare

  1. P. S. Nelke 26. Juni 2018 Antwort
  2. Apfelbuch 30. August 2018 Antwort

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