Früher oder später stellt sich jedes Unternehmen die Frage, wie viel Marketing kosten darf. Wer dabei an aufwendige Influencer-Kampagnen oder TV-Spots zur Primetime denkt, muss schnell feststellen, dass das Budget an seine Grenzen stößt. Dabei ist erfolgreiches Marketing auch mit ganz einfachen Mitteln möglich. Der Schlüssel sind individuelle und aufmerksamkeitsstarke Inhalte.
Die Basis: der eigene Internetauftritt
Fast jeder ist heutzutage online. Deshalb gehört die eigene Website für die meisten Unternehmen mittlerweile zum Standardrepertoire. Die Konkurrenz im Netz ist groß: Weltweit hat die Zahl der Websites die Milliardengrenze längst überschritten; unter der deutschen Domain-Endung .de sind mehr als 16 Millionen Internetadressen registriert. Ist es da noch möglich, aus der Masse herauszustechen? Die Antwort ist: ja!
2014 wurden mehr als 1.000 neue Domain-Endungen eingeführt, die nicht nur mehr Vielfalt ins Netz bringen, sondern es Unternehmen auch ermöglichen, ihren Websites viel aussagekräftigere Namen zu geben als das unter einem allgemeinen „.de“ oder „.com“ möglich ist. Zum einen gibt es geographische Domain-Endungen, die sich besonders für Unternehmen mit lokalem Fokus eignen. Habt Ihr also beispielsweise ein Unternehmen in Hamburg, könnt Ihr das mit einer Adresse wie www.firmenname.hamburg für Eure Kunden auf den ersten Blick sichtbar machen. Neben .hamburg gibt es in Deutschland bisher die Endungen .berlin, .koeln bzw. .cologne, .bayern, .nrw, .ruhr und .saarland.
Zum anderen gibt es Branchen-Endungen. Sie sind besonders für Unternehmen interessant, die sich auf einen bestimmten Bereich spezialisiert haben. Verdient Ihr Eure Brötchen mit der Beratung anderer Unternehmen, passt eine Adresse wie www.firmenname.consulting besonders gut. Inhaber eines Online-Shops machen mit einer aussagekräftigen Adresse wie www.firmenname.shop auf ihr Geschäftsfeld aufmerksam. Und falls Ihr Euch auf die Immobilienbranche spezialisiert habt, stehen sogar zwei Endungen zur Auswahl: .immo und .immobilien. Insgesamt gibt es wirklich viele Möglichkeiten. Es lohnt sich also, wenn Ihr Euch auf den Websites der Internetdienstanbieter gut informiert – zu ihnen gehören zum Beispiel Ionos, Strato oder united-domains. Übrigens: Selbst wenn Ihr schon eine Website habt, ist es möglich, auf eine neue Adresse umzuziehen. Solltet Ihr also irgendwann feststellen, dass der Domain-Name nicht mehr gut passt, müsst Ihr nicht für immer damit leben.
Aktuelle Inhalte ziehen Besucher an
Eine gute Internetadresse ist nur die halbe Miete. Auch Eure Website möchte gehegt und gepflegt werden. Falls Ihr sie also schon lange nicht mehr aktualisiert habt – etwa, weil Eure Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftszeiten immer gleich bleiben – solltet Ihr das ändern. Kunden lassen sich schlecht von einer Website überzeugen, die schon seit Urzeiten unverändert existiert. Und auch Google findet solche Seiten doof und platziert sie mit der Zeit weit hinten in den Suchergebnissen. Im Umkehrschluss heißt das: Websites, die regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden und abwechslungsreiche Inhalte zur Verfügung stellen, können richtig anziehend wirken.
Wie Ihr Eure Website am besten füttert, bleibt Euch überlassen – aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten! Stellt doch zum Beispiel neue Teammitglieder vor und gebt ihnen in Form eines Fotos oder kurzen Videos ein Gesicht. Auch Stimmen zufriedener Kunden machen sich gut auf Eurer Website: Weil nicht Ihr selbst erzählt, wie toll Ihr seid, sondern unvoreingenommene Dritte, erhöhen sie das Vertrauen potentieller Neukunden. Generiert Ihr in Eurem Unternehmen interessante Zahlen? Dann packt sie doch in eine Infografik oder erstellt sogar eine Studie. Ein guter Ort für regelmäßige Updates ist auch ein zur Website gehörender Blog. Für ihn wie auch für die Website selbst gilt: Persönliche Geschichten funktionieren besonders gut. Menschen lieben es, wenn sie etwas über andere Menschen erfahren. Dazu könnt ihr zum Beispiel interessante Personen interviewen oder Persönliches aus Eurem Arbeitsalltag berichten.
Persönlichkeit zeigen: Instagram, Twitter & Co.
3,8 Milliarden Menschen sind weltweit in sozialen Netzwerken aktiv. Die Zahl ist riesig und spricht dafür, dass auch für Euch irgendwo die passende Zielgruppe dabei ist. Lohnen kann sich ein Social-Media-Account vor allem, weil Ihr viel unmittelbarer auf Eure Zielgruppe reagieren könnt als das bei der Website der Fall ist – und das geht auch ohne teure Werbeanzeigen oder die Zusammenarbeit mit Influencern. Zeigt zum Beispiel, dass Ihr für Eure Kunden erreichbar seid, indem Ihr zeitnah auf Anfragen reagiert und den Eindruck eines kompetenten Kundensupports vermittelt. Interagiert mit Euren Followern – zum Beispiel, indem Ihr sie zu neuen Produkten oder Dienstleistungen um ihre Meinungen bittet. Durch die direkten Rückmeldungen könnt Ihr außerdem sofort Anpassungen vornehmen. Bringt Eure Fans dazu, aktiv zu werden – zum Beispiel in Form von Gewinnspielen oder kreativen Wettbewerben.
Am überzeugendsten seid Ihr, wenn Ihr authentisch bleibt. Ein Traditionsunternehmen, das seine Beiträge mit „OK Boomer“ beginnt oder Wörter wie „cringe“ verwendet, wirkt nicht besonders glaubwürdig. Nutzt Social Media stattdessen, um Euch nahbarer zu zeigen. Denn wenn sich Eure Kunden mit Euch vernetzen, wollen sie in der Regel auch mehr über Euch erfahren. Hier habt Ihr großen Playern gegenüber oft sogar einen Vorteil. Nicht selten ist der Social-Media-Auftritt eines kleinen Unternehmens an eine bestimmte Person geknüpft, so dass sogar eine Art persönliche Bindung aufgebaut werden kann. Wieso sollte nicht die Geschäftsführung selbst dem Account ein Gesicht geben? Das hat nicht nur Wiedererkennungswert, es vermittelt auch Vertrauen.
Welches soziale Netzwerk ist das richtige?
Ob Facebook, Instagram, Twitter, YouTube, Snapchat oder TikTok – mittlerweile gibt es ziemlich viele Möglichkeiten. Und der Gedanke, dass Ihr möglichst überall vertreten sein sollt, kann ganz schön abschrecken. Die gute Nachricht: Das müsst Ihr nicht! Wer auf jeder Plattform nur ein bisschen aktiv ist, aber nirgendwo sein Herzblut ganz hineinsteckt, hat wahrscheinlich keinen Erfolg. Sucht Euch stattdessen zunächst einen Kanal aus, auf dem Eure Zielgruppe wirklich anzutreffen ist und steckt dort Eure Energie hinein. Facebook, zum Beispiel, gibt es mittlerweile so lange, dass es fast schon wieder uncool ist. Wenn Ihr also Leute ansprechen wollt, die stets den neuesten Trends hinterherjagen, solltet Ihr es lieber woanders versuchen. Sucht Ihr stattdessen hauptsächlich Kunden im B2B-Bereich, passt ein Netzwerk zu Euch, das genau darauf ausgerichtet ist – etwa LinkedIn oder Xing.
Kundenbindung offline: Poster und Flyer
Nicht alles muss sich online abspielen. Gerade kleine Unternehmen können gut im „echten“ Leben Kunden gewinnen – denn wer zum Beispiel auf der Suche nach einem Blumenladen in der Nachbarschaft ist, guckt nicht unbedingt zuerst auf Instagram. Ein gutes Mittel für Marketing im Offline-Bereich sind Plakate und Flyer. Das klingt zunächst vielleicht altmodisch – aber achtet doch einmal darauf, wie oft Euch diese Art von Werbung im Alltag begegnet. Ob an Bushaltestellen, an Hauswänden, als Einwurf im Briefkasten oder als Beilage in Paketen – sie ist überall!
Und sie kann wirken, wenn Ihr kreativ seid und Einfallsreichtum beweist. Manchmal kostet es ganz schön Mut, seinen Werbemitteln den gewissen Kick zu geben. Aber gerade Unternehmen, die sich etwas trauen, finden Kunden oft gut. Die Berliner Verkehrsbetriebe, zum Beispiel, pöbeln ihre Kunden auf Plakaten immer wieder liebevoll ironisch an – und die Kunden lieben es. Das Ganze funktioniert so gut, weil die Berliner Verkehrsbetriebe wissen, was ihre Zielgruppe mag. Ihr solltet also auch herausfinden, was Eure potentiellen Kunden anspricht und Plakate und Flyer entsprechend gestalten. Und nicht nur das: Genauso wichtig ist es zu wissen, wie Ihr mit Eurer Zielgruppe in Kontakt kommt. Lohnt es sich beispielsweise, Flyer auf bestimmten Messen zu verteilen? Gibt es einen öffentlichen Ort, an dem Eure Kunden besonders häufig vorbeilaufen? Oder könnt Ihr vielleicht sogar mit einem anderen Unternehmen zusammenarbeiten und Euch gegenseitig in Euren Werbemaßnahmen unterstützen?
Erfolgsmessung ist wichtig
Im Online-Bereich lässt sich der Erfolg von Marketingmaßnahmen vergleichsweise einfach feststellen. Ihr könnt sehen, wie viele Besucher Eure Website hat, wie lange sie auf ihr bleiben und welche Unterseiten ihnen besonders gut gefallen. Ähnlich ist es mit den sozialen Netzwerken: Anhand von Likes, Kommentaren oder sonstigen Interaktionen lässt sich feststellen, wie gut Euer Unternehmen ankommt. Und offline? Wie viele Menschen haben Euer Plakat tatsächlich angeschaut und sind nicht einfach daran vorbeigelaufen? Ist Euer Flyer vielleicht achtlos im Mülleimer gelandet? Hier sind integrierte Feedback-Möglichkeiten eine Lösung. Wenn beispielsweise von Euch bereitgestellte Coupons oder Gutscheine eingelöst werden, merkt Ihr, dass Ihr die richtigen Kunden erreicht habt. Auch QR-Codes sind eine Möglichkeit: Werden sie abgescannt zeigt das, dass es Menschen gibt, die sich für Euch interessieren.
Extra-Tipp: Kontakte zu Medienvertretern
Streng genommen gehört die Pressearbeit nicht zum Marketing. Wir wollten sie Euch an dieser Stelle trotzdem nicht vorenthalten, denn eine Veröffentlichung in einer Zeitung oder Zeitschrift ist eine tolle Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen – und das sogar kostenlos. Gerade kleine Unternehmen trauen sich oft nicht, zu Medienvertretern Kontakt aufzunehmen. Und wenn, dann verschicken sie vielleicht eine – ehrlich gesagt nicht besonders spannende – Pressemitteilung zu irgendeinem Firmenjubiläum. Dabei gibt es viel mehr Möglichkeiten.
Auch Journalisten sind Menschen – und wie alle Menschen mögen sie persönliche Geschichten. Eine Meldung darüber, dass Euer Unternehmen richtig erfolgreich ist, werdet Ihr also eher nicht in einer Tageszeitung lesen. Denn der Geschäftserfolg ist zwar erfreulich für Euch, aber es steckt eben keine richtige Geschichte dahinter. Viel spannender ist, wie Ihr dort hingekommen seid. Welche Hürden musstet Ihr nehmen, welche Krisen überwinden? Welche emotionale Story geht Eurem Erfolg voraus? Journalisten horchen auf, wenn sie eine echte Geschichte hören – und die kommt ohne Widrigkeiten nicht aus.
Gerade Fachmagazine sind außerdem regelmäßig auf der Suche nach Experten, die sich zu einem bestimmten Thema äußern können. Überlegt Euch also, womit Ihr Euch richtig gut auskennt und was potentielle Leser interessieren könnte. Nischenthemen funktionieren übrigens besonders gut, weil die Konkurrenz dann weniger groß ist – die Möglichkeit, Fachbeiträge zu schreiben oder Experteninterviews zu geben, haben nämlich schon so einige Unternehmen für sich entdeckt. Achtet außerdem darauf, dass Euer Themenangebot beim richtigen Empfänger landet. Natürlich muss Euer Expertenwissen zu dem Fachmagazin passen, das Ihr ins Auge gefasst habt. Noch besser ist es, wenn Eure E-Mail direkt beim passenden Redakteur landet und nicht erst im allgemeinen Redaktions-Postfach. Dort ist die Chance viel größer, dass sie zwischen den anderen E-Mail-Nachrichten untergeht.
Die Mischung machts
Ob Online- oder Offline-Marketing besser funktioniert, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Eure Strategien zur Kundenbindung sollten zu Eurem Konzept und Euren Produkten oder Dienstleistungen passen. Idealerweise könnt Maßnahmen aus dem Online- und dem Offline-Marketing miteinander kombinieren – so holt Ihr Euch nämlich das Beste aus beiden Welten.